von Rosa von Hohenfels

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Es war ein wunderschöner Frühlingsnachmittag. Es war angenehm warm, aber noch nicht zu heiß. Vögel  zwitscherten von den Bäumen, die Luft war vom Duft der Blumen erfüllt. Dr. Frank Stefan hielt in seinem schwarzen Porsche-Cabriolet vor dem "Bob's". Sportlich, lässig stieg er aus, warf die Türe mit einer eleganten Bewegung zu und ging mit federndem Gang auf seinen Freund zu. Er war schon eine beeindruckende Erscheinung: Groß, gut gebaut, sportlich, braun gebrannt, sein sehr charmantes Lächeln war immer parat. Er wußte um seine Wirkung, speziell auf das schwache Geschlecht. Auch heute zog er die Blicke etlicher Damen auf sich, was er nicht ohne Genugtuung feststellte.
"Wartest Du schon lange?" fragte er Dr. Siegfried Schaller-Sukowski. "Nein, ich bin auch erst seit ein  paar Minuten hier", antwortete dieser. "Es ist schön Dich mal wieder zu sehen", sagte Frank, "seit Du Landarzt bist, treffen wir uns so selten". "Da hast Du leider recht, bester Freund" war Siegfrieds Antwort.
Sie kannten sich schon viele Jahre. Sie hatten damals zusammen Medizin studiert. 20 Jahre ist das nun schon wieder her. Es war für beide eine sehr schöne Zeit gewesen. Sie waren ein unzertrennliches Gespann. Sie bewohnten gemeinsam ein Zimmer im Wohnheim. Sie hatten nicht viel Geld gehabt, damals, aber das machte ihnen nichts aus. Sie waren jung und ihnen gehörte die Welt. Doch später trennten sich ihre Wege. Dr. Siegfried Schaller-Sukowski war aufs Land gezogen und hatte dort eine Praxis. Dr. Frank Stefan hingegen arbeitete im Regierungskrankenhaus hier in Berlin. Er war die Karriereleiter schon ein beträchtliches Stück hinaufgeklettert. Freizeit war da natürlich knapp. Aber so oft es ihnen möglich war, versuchten sie sich zu besuchen um ihre wunderbare Freundschaft zu pflegen.
"Was gibts neues auf dem Lande?" fragte Dr. Frank Stefan seinen Freund mit einem spöttischen Unterton. So ganz würde er wohl nie verstehen warum Siegfried Berlin verlassen hatte. "Alles wie immer" antwortete ihm der Landarzt mit seiner unerschütterlichen Ruhe. "Wie geht es Karin?" fragte ihn Frank. "Auch ihr gehts prima. Sie würde Dich ja auch gern mal wieder sehen, aber einer muß ja auf die Kinder aufpassen! Sie läßt Dich grüßen". "Besten Dank und die wärmsten Grüße zurück", sagte Dr. Frank Stefan. Siegfried musterte ihn dabei eindringlich. Karin war eine der vielen Eroberungen von Frank und er war sich nie ganz sicher, was die beiden noch füreinander empfanden. Beide beteuerten zwar immer das Gegenteil, aber ein Rest von Ungewißheit blieb immer.
"Nein, das ich sie hier treffe" sagte plötzlich ein junge Frau, die ihrem Tisch zustrebte. "Frau Müller!" sagte Dr. Frank Stefan überrascht, "was macht ihr Knie". "Ich bin ja so zufrieden" antwortete sie ihm, " ich bin ihnen zu ewigem Dank verpflichtet. Sie sind der beste Arzt, den es gibt". "Danke, Danke" gab Dr. Frank Stefan zurück. "Wollen sie sich nicht zu uns setzen?" "Ich möchte aber icht stören" flötet sie die beiden Ärzte an. Diese beeilten sich, ihr  zu versichern, daß sie keineswegs störe. Sie waren eben Gentlemen vom alten Schlag. "Was möchten sie denn trinken, Frau Müller?" fragte Frank. "Äh, wie bitte" schrak Manuela Müller auf", sie hatte ihm ganz versunken angeschaut. Sie errötete leicht und sagte "Einen Kaffee, bitte. "


Würden sich Manuela Müller und Dr. Frank Stefan näherkommen? Was würde Dr. Siegfried Schaller-Sukowski dazu sagen, schließlich war er mit seinem Freund verabredet und nicht mit dieser aufgemotzten Patientin?