von Rosa von Hohenfels

Die Personen  Download als PDF-Datei  

"Möchtest Du noch eine Tasse Bohnenkaffee, Liebling?" fragte Karin Schaller-Sukowski ihren Mann. Siegfied schaute sie dankbar an und nickte. Es war ein wunderschöner Samstagmorgen und die Sonne schien auf die, von Karin liebevoll gepflegte, Terasse ihres Tannenhagener Hauses. Die Vögel zwitscherten und des Nachbars Ziege meckerte fröhlich. In dieser Idylle ahnte Siegfried natürlich nichts von den Qualen seines promiskuitiven Freundes Frank in der fernen Metropole. Während Dr. Schaller-Sukowski seinen Kaffee genoß, fuhr Dr. Frank Stefan gerade Mauela ungefrühstückt in die Klinik, um ihr dort die "Pille danach" zu verabreichen.
"Wo sind eigentlich unsere Sprößlinge?" fragte Siegfried seine Gattin, die gerade an einem Croissant knabberte. "Ach, die spielen hinter dem Haus" sagte Karin. Just in diesem Moment stürzte ihr Sohn Tobias aufgeregt an den Tisch. "Papa, Papa!" stammelte er aufgeregt, "Du mußt, dort hinten, Blut, der arme Waldi, komm!" Siegfried versuchte erst einmal seinen Sohn zu beruhigen. "Ruhig und der Reihe nach, bitte!" "Du mußt unbedingt sofort mitkommen, der Dackel, Laura paßt auf ihn auf, komm schnell!" Tobias nahm seinen Vater bei der Hand und zog ihn aufgeregt plappernd hinter das Haus. Dort wartete schon seine Schwester Laura. Neben ihr lag wimmernd ein blutender Dackel. Das Tier bot einen Anblick des Jammers. Das Fell war teilweise abrasiert, Kanülen steckten in den entzündeten Wunden und Elektroden mit abgerissenen Drähten hingen herab. Dr. Siegfried Schaller-Sukowski war sofort klar: das Tier war dem nahegelegenen Laboratorium eines großen Pharmakonzerns entflohen. "Diese Schweine" murmelte er leise vor sich hin. Er hatte schon lange den Verdacht, daß dort auch Tierversuche durchgeführt wurden, doch nun hatte er schreckliche Gewißheit. Behutsam hob er den Dackel auf. Laura fragte ihn: "Kannst Du den Waldi wieder gesund machen? Und bleibt er dann bei uns?"
"Wir werden sehen, mein Kind." antwortete Siegfried und trug das Tier in die Küche um es dort eingehend zu untersuchen. Die Verletzungen erwiesen sich als nicht lebensgefährlich und waren doch stummer Beweis für die grausamen Experimente, die an dem armen Waldi durchgeführt worden waren. Aber etwas machte Dr. Siegfried Schaller-Sukowski stutzig, denn er bemerkte aus dem Anus austretendes Blut. Er konnte seine Entdeckung nicht in Zusammenhang mit den anderen Verletzungen bringen. Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihm auf. Sollte sich etwa jemand an dem armen kleinen wehrlosen Tier vergangen haben? Es gab ja schon einmal so ein Gerücht über den alten, etwas verschrobenen, Junggesellen Schmittke, der zurückgezogen in seinem Häuschen am Waldrand lebte.

Wird der perverse Sodomist gefaßt werden? Wie wird die Nachbarschaft auf den Vorfall reagieren? Werden Tannenhagens Hunde nachts in der Küche schlafen müssen?